Dr. Thomas Spies


Über mich

Über mich

Seit dem 1. Dezember 2015 ist Dr. Thomas Spies Oberbürgermeister der Universitätsstadt Marburg. Thomas Spies ist 58 Jahre alt, in Marburg geboren, in der Oberstadt aufgewachsen, verheiratet und hat einen erwachsenen Sohn. Er ist Arzt. Nach dem Medizinstudium war er zwei Jahre in der Tumorforschung und fünf Jahre in der Chirurgie am Universitätsklinikum beschäftigt. Von 1999 bis 2015 vertrat  Thomas Spies als direkt gewählter Abgeordneter die Marburgerinnen und Marburg im Hessischen Landtag.

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Schon immer Marburger – Jugend und Familie

Zur Welt kam ich am 27. Juni 1962 in der Marburger Frauenklinik. Mein Vater Joachim Spies war Maler und Bildhauer. In Marburg und ganz Nordhessen findet sich viel Kunst am Bau, wenn man danach sieht - z. B. der Brunnen vor dem Landratsamt, die Kanzel in der Pfarrkirche, die Fenster in der Markuskirche in der Marbach oder das Mosaik im Herder-Institut. Mutter Pauli war Lehrerin an der Astrid-Lindgren-Schule, und nach fünf und zehn Jahren kam jeweils ein weiterer Bruder nach.

Zuerst lebten wir im Marburger Nordviertel, danach zog die Familie in ein Haus am Renthof (und entsprechend verteilten sich Bildungseinrichtungen und Freizeitaktivitäten: Kindergarten Julienstift, Emil-von-Behring-Schule, Martin-Luther-Schule, Schwimmverein und VfL).

Mit 14 Jahren verbrachte ich ein Jahr in Claremont, einem College-Vorort von Los Angeles, wo es bekanntlich niemals regnet. Die Schule, "Polytechnic School" in Pasadena, war so, wie ich glaube, das eine Schule sein muss: ganztags, mit viel Zwischenzeiten, kleinen Klassen und viel Kreativität. Da ging es um Schüler, nicht um Lehrpläne - mit dem Erfolg, dass alle Schüler dieser Schule auf sehr gute Colleges gelangten.

1981 dann Abitur an der Martin-Luther-Schule, anschließend zwei Jahre Bundeswehr bei der Sanitätstruppe (ich dachte damals, das ist ein Kompromiss zwischen Verweigern und auf-Leute-schiessen-müssen, und ich fand nicht, dass ich wirkliche "Gewissensgründe" hatte).

1985 beim 24-Stunden-Lern-In der Medizinstudenten bin ich dann meiner späteren Frau nähergekommen und 1992 trat dieser Paul in unser Leben. Wir hatten uns ein Kind gewünscht, das laut und vernehmlich seine Meinung sagt. Aber wir hatten nicht damit gerechnet, dass er damit gleich nach der Geburt anfängt….

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Beruf: Arzt - Ausbildung und Beruf

Von 1983-90 habe ich in Marburg Medizin studiert und dabei in vieles andere hineingeschaut. 1986-89 offiziell auch Jura (teil-) studiert und einen seminaristischen Rundgang durch die Sozialwissenschaften und Philosophie gemacht. Denn: „wer nur Medizin kann, kann auch das nicht richtig“ (Andreas Frewer).

Für den Herbst 1989 erhielt ich ein Stipendium um im letzten Studienjahr für 4 Monate nach Jena zu gehen - das sollte auch ein Stück persönlicher "Frieden durch Annäherung" werden. Aber im September 1989 gab es plötzlich Visumprobleme, in Ost-Berlin ging niemand mehr ans Telefon, und dann gab es keine DDR mehr. Den friedlichen Sieg der Menschen in der DDR über die Diktatur von SED und Blockparteien hätte ich gerne vor Ort miterlebt.

Lange habe ich mich besonders für Psychosomatik, also die Beziehung zwischen Körper und Seele in der Medizin, interessiert. Zwei Jahre war ich als Student Tutor in der Psychosomatik. Den "Dr." gab es für eine Arbeit über die psychologischen Folgen einer Kaiserschnittgeburt für die Paarbeziehung der Eltern.

Nach dem Studium arbeitete ich zwei Jahre in der Neuroanatomie, Neuropathologie und Onkologie, klinisch und an einem Forschungsprojekt über die Gefäßneubildung in bösartigen Tumoren.

1993 bis September 1998 war ich Arzt in der Uni-Chirurgie, die letzten anderthalb Jahre davon auf der Intensivstation.

Bis 2019 bin ich noch regelmäßig Notarztwageneinsätze gefahren. Im gelernten Beruf zu bleiben war mir sehr wichtig: ich kann Politik nur so lange machen, wie ich weiß, dass ich nicht davon abhängig bin.

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Politik vor Ort – fing früh an

Bei uns zu Hause galt: Jeder sollte sich eine Zeit in seinem Leben für das Gemeinwohl einsetzen. Am besten in der Politik, denn Politik betrifft alle. Deshalb haben wir alle früh angefangen, uns ehrenamtlich politisch zu engagieren.

Meine Eltern waren beide aktive Sozialdemokraten. 1969 wurde meine Mutter zum ersten Mal Stadtverordnete und seither hat mich die Marburger Kommunalpolitik nicht mehr losgelassen: viele Themen, die bis heute wirken, wurden schon damals am Esstisch diskutiert. Ich erinnere mich noch an die Wahl von Hanno Drechsler zum Oberbürgermeister, Diskussionen zur Marburger Schullandschaft, zu Wohnungsbau und der Gestaltung des Richtsbergs, oder den Beginn der Oberstadtsanierung.

1968 war ich das erste Mal demonstrieren: sechs Jahre jung auf Vaters Schultern und aus voller Kehle "Ho-Ho-Ho-Tschi-Minh" skandierend. In der dritten Klasse dann das erste politische Mandat: stellv. Klassensprecher der 3b. Und 1972 Wahlkampf für Willy. Später Schülervertretung und Schülerzeitung an der Martin-Luther-Schule.

Mit 17 bin ich in die SPD eingetreten - damals, als alle meine Freunde zu den Grünen gingen. Soziale Gerechtigkeit schien mir schon immer das wichtigste Ziel. Das ist der Zweck der SPD: für die kämpfen, die nicht reich und mächtig sind und ihren Interesse nur mit einer gemeinsamen Vertretung Geltung verschaffen können.

Seit 1997 mache ich selber Kommunalpolitik: erst als Stadtverordneter in Marburg, von 2001 bis 2016 als Kreistagsabgeordneter – und seit Ende 2015 als Oberbürgermeister.

Mein Marburg

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Abgeordneter für Marburg

Der Arzt und preußische Gesundheitsminister Rudolf Virchow hat mal gesagt, Politik sie Medizin im Großen. Als Arzt habe ich irgendwann gemerkt, wie wichtig soziale Ursachen für Krankheit sind. Armut ist die wichtigste Krankheitsursache, Arbeitslosigkeit ist die zweitwichtigste, und arme Menschen leben bei uns mehr als zehn Jahre kürzer als reiche Menschen. Ich finde das unerträglich. Und auch am Gesundheitswesen selbst fand ich einigen Korrekturbedarf. Beides kann man nur ändern, wenn man die Verhältnisse verändert. So kam ich zur hauptamtlichen Politik.

Am 28. September 1999 wurde ich Mitglied des Hessischen Landtags, damals der zweitjüngste Abgeordnete in der SPD-Fraktion. Die Interessen der Menschen in Marburg in Wiesbaden geltend machen und dabei den Blick auf das Ganze richten – so habe ich die Aufgabe verstanden. Offenbar sahen das die Wähler auch so: seit 2008 habe ich den Wahlkreis immer direkt gewonnen.

Mit vier Themen habe ich mich besonders befasst: Sozial- und Gesundheitspolitik, Wissenschaft und Kunst, der alternden Gesellschaft und zuletzt auch mit den Auswirkungen von Digitalisierung und Vernetzung.

Als Gesundheitspolitiker habe ich u. a. 2003 federführend das hessische Modell der Bürgerversicherung mitentwickelt, dass dann Konzept der SPD wurde. 2007 habe ich die gesetzlichen Personalstandards im Krankenhaus vorgeschlagen. Das Thema Armut und Gesundheit bewegt mich noch genauso wie vor 20 Jahren. Deshalb ist mir das Gesundheitsprojekt im Waldtal, dass wir gerade aufbauen, auch besonders wichtig.

2005 war der Kampf gegen die Privatisierung der Uniklinik das wichtigste Thema, und dieser Fehler beschäftigt uns alle noch heute.

Intensiver habe ich mich seit 2007 auch mit dem Klimawandel befasst – zuerst als Gesundheitspolitiker. Denn mit einer globalen Erwärmung muss man auch damit rechnen, dass Krankheiten bei uns auftauchen, die es in Europa eigentlich nicht gibt. Die Klimakrise ist die größte Herausforderung, vor der wir stehen – es gibt keine Alternative dazu, sie zu lösen.

Als Sozialpolitiker habe ich unter anderem 2009-2013 die Sozialpolitische Kommission für Hessen der Friedrich-Ebert-Stiftung geleitet, mit der ich ein umfassendes Konzept für eine neue Sozialpolitik für Hessen entwickelt habe. Viel, was wir in Marburg schon lange umsetzen, ist da eingeflossen, und manches neue auch für Marburg herausgekommen.

Mein zweites Feld im Landtag war die Wissenschafts- und Kulturpolitik - selbstverständlich, wenn man aus Marburg kommt, und Bildung war für mich schon immer der Schlüssel zu einer gerechten Zukunft. 2001 wurde ich Gründungsvorsitzender des Wissenschaftsforums. 2014 bis zum Amtsantritt als Oberbürgermeister war ich Vorsitzender des Ausschusses für Wissenschaft und Kunst im Hessischen Landtag.

Drittes Thema war und ist der Demographische Wandel. 2003-2007 war ich Berichterstatter der Enquetekommission im Landtag. Dabei geht es nicht um Sozialversicherung, sondern vor allem um Wohnen, Verkehr, Bildung, Wirtschaft, Soziale Einrichtungen, Energie u. s. w.: wie denken wir die Gestalt des Landes und der Städte und Gemeinden in Dimensionen von Generationen, nicht von Wahlperioden? Wie bereiten wir unsere Kinder richtig vor, und wie erhalten wir die Infrastruktur?

Seit 2014 habe ich mich zudem mit den Auswirkungen von Computern, Smartphones, Internet und allen anderen Aspekten der „Digitalisierung“ auf uns und die Gesellschaft befasst. So habe ich die Denkwerkstatt „Digitalisierung und Gesellschaft“ der Hessischen SPD gegründet – und heute ist mir die Digitalisierung unserer Verwaltung ein großes Anliegen.

Politische Ämter und Funktionen – eine Auswahl

  • Oberbürgermeisterrunde beim Deutschen Nachhaltigkeitsrat
  • Präsidium des Hessischen Städtetags, Vorsitzender des Unterausschuss Gesundheit und Mitglied im Finanzausschuss
  • Kuratorium des Max-Planck-Instituts für Terrestrische Mikrobiologie
  • Vorsitzender SPD Bezirk Hessen-Nord
  • Mitglied im SPD Landesvorstand Hessen

Ehrenamt

Als Oberbürgermeister bleibt nicht viel Zeit für Ehrenamt. Trotzdem bin ich in zahlreichen Vereinen und Vereinigungen Mitglied, um deren Anliegen zu unterstützen, zum Beispiel:

  • Arbeiter Samariter Bund, der Arbeiterwohlfahrt und TerraTech – Hilfsprojekte
  • Stadtteilgemeinden
  • Sportvereine
  • soziale Initiativen
  • zahlreiche Organisationen wie Greenpeace, attac, Ver.di und Marburger Bund
  • Kulturpolitische Gesellschaft
  • ……

Und Freizeit?

Wenn man Politik richtig machen will, dann muss man sie mit Leib und Seele tun. Eigentlich gibt es für Menschen, die von Beruf Politik machen, Freizeit im engeren Sinne nicht wirklich – so ganz abschalten kann man sehr selten. Die wenigen "freien" Stunden verbringe ich mit der Familie.

Regelmäßiger Vereinssport ist mit dem ständig wechselnden Kalender eines Oberbürgermeisters kaum zu vereinbaren. Um trotzdem einigermaßen fit zu bleiben - und weil man als Gesundheitspolitiker seinen eigenen Empfehlungen auch selber nachkommen sollte - bleibt dann nur das Fitnessstudio.

Außerdem jogge ich gerne morgens früh am Lahnufer entlang oder wandere in Bergen. Im Sommer 2015 bin ich zum ersten Mal auf die Zugspitze gelaufen – das war ein tolles Erlebnis. Seit 2019 habe ich mich entschieden, möglichst nicht mehr zu fliegen – wegen der Klimawirkung. 2019 bin ich den Rothaarsteig (190 km, 6 Tag) gewandert, und dann noch einige Tage im Fichtelgebirge. Und man kann auch wunderbar durch den Burgwald laufen.

Und wenn Zeit ist, lese ich (meistens Krimis) und gehe ins Theater, Kino oder Konzert.